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Thema Notizen im Sommersemester 2021, (Florian Hagen, CC BY 4.0).

1. Notiztechniken

1.1 Fragen zur Themeneinführung

Zur Einführung wurden folgende Fragen im Plenum besprochen:

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Fragen

Die Ergebnisse:


82% fertigen in der Regel Notizen an.


Der Großteil von Ihnen fertigt Notizen im Rahmen des Studiums an. Hier gab es aber auch den völlig berechtigten Hinweis, das Multiple-Choice eine hilfreiche Antwortoption wäre.


Bei der Art der Notizenerstellung sind vor allem handschriftliche und eine Mischung aus handschriftlichen und digitalen Notizen im Einsatz.

Anlass für die Anfertigung von Notizen sind vor allem das bessere Durchdringen von Themen und der Gewinn von Sicherheit.

Der Anlass für Notizen kann (auch je nach Lerngewohnheit) ganz unterschiedlich sein. Grundsätzlich sollen Notizen zum merken von Sachverhalten dienen. Sie können auch aktives lesen und zuhören stärken, eine Reflexion anstoßen und eigene Lernprozesse unterstützen. Die Herstellung von Verbindungen zwischen Konzepten wird begünstigt.

Wichtig ist: Notizen sollten für Sie auch ohne vorliegende Publikation noch verständlich sein. Das heißt u.a. auch: Bei Zitaten aus Veröffentlichungen sollten immer formale Informationen wie Seitenzahlen und Quellen festgehalten werden.

1.2 Warum sind Notizen wichtig?


Themen und Konzepte dank Notizen besser verstehen (Florian Hagen, CC BY 4.0).

Ihr individuelles Vorgehen beim notieren lässt sich durch das Bewusstsein für unterschiedliche Notizmethoden (und wie Sie selbst mit diesen “klarkommen”) stärken.

1.3 Notiztechniken

Zur Erstellung von Notizen können zahlreiche Techniken genutzt werden. Einige dieser Ansätze werden im Folgenden vorgestellt.

1.3.1 Sentence-Methode

Dieser Ansatz erfolgt oftmals ganz natürlich. Es handelt sich um ungeordnete schriftliche Aufzeichnungen, die sowohl in ganzen Sätzen als auch stichwortartig erfolgen. Mitunter werden diese um kleinere visuelle Elemente ergänzt.

Vorteil:

Vorgehen:

1.3.2 Outline-Methode

Die Outline-Methode ist ein etabliertes, einfach zu nutzendes Konzept, dass sich vor allem für Notizen in Seminarveranstaltungen eignet. Die Struktur ist im Gegensatz zur Sentence-Methode klarer und übersichtlicher. Kernaussagen werden hervorgehoben und in einer logischen Reihenfolge mit weiteren Unterpunkten ergänzt. Ein Vorteil dieser Anordnung ist, dass diese Struktur auch direkt die Verbindung zwischen Haupt- und Unterpunkten visuell hervorhebt. So lassen sich gesuchte Informationen schnell wiederfinden. Die Voraussetzung für eine einfache Anwendung ist allerdings, dass der zu lesende Text oder die Veranstaltung klar strukturiert ist. Andernfalls muss mehr Aufwand in die Ordnung investiert werden, da die Notizen sonst formal strukturiert aber inhaltlich durcheinander geraten.

Zur Kenntlichmachung bzw. als visuelle Strukturhilfen werden in der Regel verwendet:

Vorgehen:

Ein weiterer Vorteil dieses Vorgehens ist, dass nicht viel Zeit in Überlegungen zum Aufbau der Notizen aufgebracht werden muss und Inhalte dennoch strukturiert und Informationen besser auffindbar festgehalten werden:


Outline-Methode (Florian Hagen, CC BY 4.0).

1.3.3 Charting-Methode

Bei der Charting-Methode handelt es sich um einen tabellarischen Ansatz. Die Spalten stellen jeweils das Hauptthema dar, das beispielsweise Bestandteil einer Vorlesung oder eines Textes ist. Der Vorbereitungsaufwand ist im Vergleich zur Outline- oder Sentence-Methode höher, da im Vorfeld der Text oder die zu besprechenden Inhalte bekannt sein sollten. Sollte dies nicht der Fall sein, kann nur eine ungezielte Vorkategorisierung durchgeführt werden. Die Folge kann sein, dass der unmittelbare Notizenprozess ins Stocken gerät, da immer wieder Kategorienanpassungen erforderlich sein können. Doch auch diese Vorgehensweise ist umsetzbar.

Generell eignet sich diese Methode vor allem gut für die Organisation von Fakten.

Vorgehen:

Die Charting-Methode kann im Rahmen von Lehrveranstaltungen bspw. genutzt werden, um Informationen den jeweils dazugehörigen Themenkomplexen zuzuordnen:

Charting-Methode nach Thema (Florian Hagen, CC BY 4.0).

Die Charting-Methode kann u.a. auch verwendet werden, um vorbereitend konkrete Kategorien zu bestimmten Inhalten anzulegen (u.a. Pro- und Contra oder W-Fragen):

Alternativer Ansatz der Charting-Methode (Florian Hagen, CC BY 4.0).

1.3.4 Cornell-Methode

Die Cornell-Methode wurde in den 1950er Jahren von Walter Pauk (Cornell-University) entworfen. Dabei handelt es sich um einen umfassenden und - abseits der formalen vier Kategorien - sehr flexiblen Notizen-Ansatz. Dieser eignet sich sowohl für Texte, AV-Medien, Seminare als auch Meetings oder Konferenzen.

Vorgehen:
Das (digitale) Blatt wird zunächst in vier Abschnitte geteilt:

“Wie würde ich die Inhalte Freunden, Bekannten oder Kommilitonen erklären?”


Skizzierung des Cornell-Ansatzes (Florian Hagen, CC BY 4.0).

Die Systematik ist die große Stärke des Cornell-Ansatzes. Innerhalb der einzelnen Abschnitte kann dabei ganz individuell vorgegangen werden. So lassen sich beispielsweise auch Visualisierungen an verschiedenen Stellen gut unterbringen.

Ein Nachteil – wenn man denn so will – ist die Notwendigkeit, sich mit den eigenen Notizen im nachhinein nochmals auseinanderzusetzen. Dieser Prozess benötigt ein wenig Übung, bevor sich Routine einstellt. Zudem sind individuelle Notizen (generell) oftmals nicht ohne weiteres für Dritte geeignet. Die Stärke der Cornell-Methode - aktive Auseinandersetzung mit Inhalten und Reflexion des eigenen Lernprozesses - sollte den (zunächst) zeitlichen Mehraufwand aber vernachlässigbar erscheinen lassen.

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Potentielles Szenario zum ausprobieren
Die Cornell-Methode ist ein Ansatz, der bei Präsenzterminen gut gemeinsam ausprobiert werden kann. Aufgabe kann beispielsweise sein, dass ein Frontal-Input mit dieser Methode von den Studierenden festgehalten wird. Alternativ kann ein Text oder Video Gegenstand für das gemeinsame ausprobieren sein. Im Anschluss an diesen Schritt findet ein Austausch in Murmelgruppen statt. Dabei können Erfahrungen zur Methode thematisiert und Inhalte verglichen werden:

Im Grunde kann auf Basis der Notizen die Entwicklung einer Fragestellung für eine Hausarbeit, eine Vortrags- oder eine Posteridee angegangen werden. Gerade das reflektieren und überarbeiten von Notizen - und die Vorteile, die sich dabei ergeben - sollten real ausprobiert und nicht nur theoretisch angesprochen werden.

1.3.5 Split-Page-Methode

Bei der Splitpage-Methode wird - wie der Name bereits andeutet - die Seite mit Hilfe einer vertikalen Linie in zwei Teile geteilt. Für die rechte Spalte werden circa zwei Drittel der Seite verwendet.

Vorgehen:


Split-Page-Methode (Florian Hagen, CC BY 4.0).

Die Methode kann jedoch auch anders genutzt werden. Auf der linken Seite werden dazu zunächst Kernideen, Fragen, wichtige Daten und Fakten erfasst. Auf der (größeren) rechten Seite werden die notierten Informationen im Nachgang durch detailliertere Texte, ergänzende Informationen und ggf. Antworten auf Fragen festgehalten.

Generell ist die Split-Page-Methode durch weniger “Kategorien” formal nicht so “starr” wie der Cornell-Ansatz. Dies kann zu mehr Freiheit bei der Erstellung von Notizen führen, Eine Folge kann jedoch auch weniger (geleitete) Reflexion sein.

1.3.6 Weitere Notizansätze

Neben den hier vorgestellten Methoden gibt es noch zahlreiche weitere Notiz-Ansätze:

1.4 Grundsätzliche Empfehlungen und (subjektive) Erfahrungen

Auf eigenen Erfahrungen basieren folgende Erkenntnisse und Empfehlungen.

Texte sollten im ersten Durchgang also zunächst “nur” aufmerksam gelesen und beim zweiten Durchgang mit dem entsprechenden Vorwissen mit Textmarkern angereichert werden;

Wir markieren aus unterschiedlichsten Gründen, bspw.:

Daher empfiehlt es sich auch mehr als einen Textmarker für unterschiedliche Codierungen zu nutzen. So kann ein eigenes System aufgesetzt werden, dass bspw. wie folgt aussehen kann:

Das Vorgehen kann völlig individuell gestaltet werden, es sollte nur konsistent über alle Dokumente so gehandhabt werden, wie man es selbst anfangs geplant hat.


Markierungen können auf unterschiedlichen Wegen individuell gestaltet werden (Florian Hagen, CC BY 4.0).

2. Zusammenfassung

Nozizen sind hilfreich, um Informationen besser zu verinnerlichen und Texte effizient durch aktive Auseinandersetzung zu durchdringen. Sie können beim aktiven zuhören in Veranstaltungen unterstützen. Sie bringen Notierende zum nachdenken über das, was in eigenen Worten formuliert wird. Sie begünstigen das Herstellen von Verbindungen unterschiedlicher Themenkomplexe und dienen im Idealfall auch als sehr gutes Vorbereitungsmaterial für Prüfungen.

Hinsichtlich der vorgestellten Methoden ist vor allem wichtig, dass Sie die - für Sie interessant bzw. individuell effizient erscheinenden - Methoden ausprobieren und ggf. auf Ihre eigenen Bedürfnisse hin anpassen. Es ist keine strikte Orientierung an den Beschreibungen der Methoden erforderlich, da Sie selbst am besten Wissen, welche Schritte Ihren eigenen Lernprozess begünstigen. So lässt sich ein ganz individuelles System auf Basis etablierter Prinzipien aufbauen.

Aufgabenstellung Gruppenarbeit
Die Aufgabenstellung der Gruppenarbeit ist hier einsehbar.

Lesetipp::bookmark:
Auf unserem Blog tub.torials läuft aktuell die Beitragsreihe #Notizschreibwochen2020. Fachkolleg:innen aus unterschiedlichen Bereichen geben hier Einblicke in individuelle Erfahrungen mit Notizansätzen und die Entwicklung eigener Systeme.

Montags und freitags erschienen bis zu den Weihnachtsfeiertagen Beiträge rund um das Thema “Notizen”.

tags: Seminar2021